Arbeit zur Bewältigung der Weltwirtschaftskrise
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Eine volkswirtschaftliche Theorie der Geldpolitik
Die breite Begabung und vor allem das Ethos von Hermann Papst, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, offenbaren sich in einer im Juni 1933, vorgelegten Schrift über Wirken und Werden der Volkswirtschaft. Der Untertitel lautet Möglichkeiten des Staates zur Förderung und will das Wirtschaftselend der Jahre 1931 und 1932, das durch Inflation, Massenarbeitslosigkeit und Absatzhemmungen geprägt ist, durch eine neue Theorie der Geldpolitik heilen.
Er sieht den Fehler in der nicht erkannten Gesetzmäßigkeit der Entstehung der Gesamtsumme der Einkommen aus der Gesamtsumme der bezahlten Preise.
Das Geld als Haupteinflussfaktor der Wirtschaft
Aus der Sicht von Hermann Papst kann die Lösung nur darin bestehen, dass die Bedeutung des Geldumlaufs für den Wirtschaftskreislauf neu definiert und die einzelnen Einflussfaktoren über den nationalen Bereich hinaus besser erkannt werden.
Er beginnt mit der Beschreibung des maroden Wirtschaftszustandes, der gekennzeichnet ist von Absatzhemmung, Arbeitslosigkeit, Einkommensrückgang und Geldentwertung. Ohne einseitige Schuldzuschreibung ruft er die Gesamtheit der Staatsbürger zur Änderung ihrer Einstellung und ihres Verhaltens auf. Nach Analyse der Krise zeigt er Lösungsbedingungen auf, nämlich Beschleunigung des Geldumlaufs, Steigerung des Arbeitswillens, Bereitschaft zu unternehmerischem Risiko und ernsthaftes Bemühen um Vollbeschäftigung.
Ausgangspunkt seiner Überlegungen sind Handelsstatistiken zur Dauer des Umschlags der Gesamtgeldmenge und der Art des Zahlungsverkehrs, wobei er dem bargeldlosen Zahlungsverkehr durchaus positiv gegenübersteht. Er plädiert für den Ausbau des Kreditwesens, da Sparen nur sinnvoll sei, wenn andererseits Kredite gezogen werden. Dem Kapitalisten müsse er eigentlich nur einen Vorwurf machen, wenn er sein Geld ruhen lasse, um kaum gerechtfertigte Habenzinsen anzunehmen, nicht zu investieren und so kein unternehmerisches Risiko einzugehen.
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Hydra aus Habsucht, Unwissenheit und Wirtschaftskrieg muss weichen
Der Hydra Habsucht, Missgunst, Misstrauen, Spargeiz, volkswirtschaftliche Unwissenheit, Wirtschaftskrieg und mangelhafte Zuversicht in Wirtschaftsentwicklung müssen alle Köpfe mit dem Schwert scharfer Erkenntnis der wahren kommenden Volkswirtschaft abgeschlagen werden. Mit seiner Schrift will er zur notwendigen Aufklärung einen Beitrag leisten, denn die Belebung des Willens zur Taterfüllung wirklicher Volkswirtschaft erscheint mindestens so wichtig als wirtschaftliche Handlungen des Staats.
Eindringlich warnt er vor einer Erhöhung der Geldmenge, da diese ohne entsprechenden Warenwert auf Dauer nur die Inflation vermehre. Überhaupt dürfen keine einseitigen Maßnahmen ergriffen werden, sondern gleichzeitig und gleichmäßig sei auf Arbeit, Verdienst und Preise einzuwirken. Denn im geschlossenen Kreislauf der Wirtschaft kommt es vorrangig auf die Beschleunigung des Durchlaufs der gesamten verfügbaren Geldmenge an.
Vernunftgeleitete freie Weltmarktwirtschaft
Fast visionär weitet er sein Gedankengebäude auf die Weltwirtschaft aus und empfiehlt eine Öffnung der Volksgemeinschaft zu einer Völkergemeinschaft im Blick auf die Welthandelswirkungen, zieht jedoch die Grenze beim sogenannten Weltgeld. Vielmehr fordert er die volle Gleichberechtigung der Währungen zum Ausgleich von Kursverlusten.
Hermann Papst bündelt sein Verständnis eines ausgewogenen und gerechten Zusammenspiels der Kräfte in der Schlussformel seines volkswirtschaftlichen Essays: Jeder für alle, alle für jeden!
Insofern stellt sich Hermann Papst, der seiner Schrift das bezeichnende Motto Durch Nachdenken über Tatsachen und Tat-Sachen des Lebens weicht das Bedrückende! voranstellt, in die idealistische Tradition der Aufklärungsphilosophie, wonach die Besserung der Verhältnisse, Wohlfahrt und Friedensfähigkeit nur durch Erziehung, mehr Bildung und Rationalität zu erreichen seien.