Die Söhne finden ihren Weg ins Unternehmen
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Schon früh eine Hilfe
In der unmittelbaren Nachkriegszeit ist die deutsche Reichsmark wenig wert. Deshalb wird gern getauscht, oder einfach mit Lebensmitteln gehandelt. Hermann Papst beginnt hölzerne Topfuntersetzer herstellen zu lassen, die beliebt und praktisch sind und der Familie als kleine finanzielle Stütze dienen. Dieses gebrauchsmustergeschützte Produkt stellt auch einen Schwerpunkt für die Mitarbeit der zehn- bis vierzehnjährigen Unternehmersöhne dar, die das Ablängen, Bohren und Montieren der Topfuntersetzer durchaus akkordmäßig betreiben. So unterstützen sie Ihren Vater schon früh in seiner Arbeit, wenn auch nur mit kleinen Dingen.
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Zur Nachfolge in Familienunternehmen
Wer die Geschichte einzelner Familienunternehmen genauer betrachtet, weiß, dass der Übergang von der Gründergeneration auf die Nachfolger häufig nicht ganz einfach ist.
Neue Zeiten brauchen in aller Regel neue Fähigkeiten, Denk- und Handlungsformen. Das wird aber nicht immer von den Unternehmensgründern akzeptiert, die meist stolz auf ihre Errungenschaften sind, und Mühe haben sich vom Nachfolger Neues nahe bringen zu lassen.
Dem Nachfolger fällt es wiederum nicht leicht sich selbst durchzusetzen und einen Namen zu machen.
Diese klassische Konstellation zwischen Gründern und Nachfolgern trifft auf die Familie Papst nur eingeschränkt zu. Wohl ist die Messlatte für Söhne und Töchter durch das Vorbild der Eltern hoch angesetzt, doch haben Krieg und Nachkriegszeit die Kinder früh abgehärtet und den Grundsatz: „Wer etwas werden will muss etwas machen“, gelehrt.
Die geschäftsführenden Gesellschafter der Papst-Motoren GmbH & Co. KG
die Söhne Günter Papst und Georg Papst um 1985–
Die Leistung der Söhne – Weiteres Wachstum des Unternehmens
Der zweitälteste Sohn Günter tritt unmittelbar nach seiner kaufmännischen Ausbildung in eine schnell wachsende Verantwortung als kaufmännischer Geschäftsführer ein. Sein Bruder Georg folgt ihm nach Abschluss des Elektrotechnik-Studiums an der Fachhochschule in Karlsruhe und übernimmt bald die Leitung des technischen Bereichs. Auch der älteste Sohn Hans Dieter Papst tritt nach dem Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart und nach siebenjähriger Tätigkeit in einem Elektrokonzern im Rhein-Neckar-Raum als Leiter der Patentabteilung in das väterliche Unternehmen ein.
In den 1960er Jahren zieht sich Hermann Papst langsam aus der Mitarbeit im Tagesgeschäft in der Papst-Motoren KG zurück und widmet sich Entwicklungsprojekten, für die er zuvor nicht genug Zeit hatte. Er baut dazu eine vom Unternehmenszweck der Papst-Motoren KG unabhängige Forschungsabteilung auf. Zu diesem Schritt entschließt er sich nicht zuletzt auch deswegen, weil die beiden Söhne Günter und Georg als Geschäftsführer ihn nachhaltig entlasten. 1965 scheiden trotz der Bedenken des Vaters der erstgeborene Sohn Hans Dieter Papst und die Tochter Ulrike Papst aus christlicher Berufung als Gesellschafter aus. Dadurch reduziert sich der Kreis der Familiengesellschaft auf den Unternehmensgründer und dessen Kinder Günter, Georg und Hannelore Papst.
In den 1970er-Jahren bildet sich eine Führungsstruktur heraus, die aus drei gleichberechtigten Geschäftsführern besteht. Neben Günter Papst und Georg Papst zählt Dr. Gerhard Schätzle als familienfremder Geschäftsführer zur Unternehmensleitung. Zum engeren Fürungskreis zählen auch die Bereichsleiter für Entwicklung, Produktionssteuerung, Materialwirtschaft, Personalwesen, Vertrieb und die Leiter der Werke in St. Georgen, Herbolzheim und Spaichingen.
Die Geschäftsführung der Papst-Motoren GmbH & Co. KG anlässlich einer Verhandlung 1980 in den USA:
Von rechts Dr. Gerhard Schätzle, die Söhne Günter Helmut und Georg Friedrich Papst